ADAC beim Innenausschuss – meine Richtigstellung und des ADACs Antwort

Schlagwörter

, , ,

Am 12.9.18 berichtete ich vom Besuch eines ADAC-Vertreters beim „Innenausschuss des Bundestages“, bei dem der Herr ordentlich gegen Radfahrer losgeledert haben soll, und meine vertiefenden Fragen dazu an den ADAC. Ich habe von der Pressestelle des ADAC eine Antwort erhalten.

Zunächst & Wichtig: Der ADAC-Vertreter war nicht, wie von mir geschrieben,  beim Innenausschuss des Bundestages, sondern bei dem des Berliner Senats. Herr Hasselmann hatte nur vom „Innenausschuss“ gesprochen, und er arbeitet in Berlin, da hatte ich angenommen, es müsse der vom Bundestag sein – mein Fehler! (In einem vernünftigem Bundesland heißt so was „Landtag“, dann weiß man, was gemeint ist..).

Ich hatte versucht, Details zu verifizieren, bevor ich das postete, leider hatte Herr Hasselmann vom „tagesspiegel“ nicht auf meine diesbezügliche Rückfrage geantwortet und die Sitzung taucht auf den Termin-Mitteilungen der Webseiten keines der beiden Häuser auf. Nur der Bundestag meldete, dass in dem Zeitraum eine Ausschusssitzung stattgefunden hätte.

So, das wäre klar gestellt, hier nun die Antwort:

[…]Die Aussage, die Sie bzw. Herr Hasselmann zitiert ist korrekt, allerdings aus dem Zusammenhang gerissen.

Der ADAC Vertreter war im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zu einer Anhörung geladen.

Er schilderte dort akute Sicherheitsprobleme im Berliner Straßenverkehr. Neben einer zunehmend provozierenden Negierung der StVO durch einige Radfahrende nannte er auch vermehrte vorsätzliche StVO-Verstöße durch Autofahrer und Fußgänger (z.B. Raserei oder Rotlichtverstöße an Fußgängerüberwegen).

Die Rede war von einem zunehmend aggressivem Verkehrsklima unter allen Verkehrsarten. Diese Wahrnehmung beruht nicht nur auf Erfahrungen von ADAC Mitarbeitern, sondern auch auf Mitglieder-Schreiben sowie Umfrage-Ergebnissen. Siehe z.B. Ergebnis unserer Zufriedenheitsstudie ADAC Monitor 2017: https://presse.adac.de/regionalclubs/berlin-brandenburg/adac-monitor-2017-mobil-in-der-stadt.html

Mit freundlichen Grüßen[…]

Zusammenfassung: Natürlich hat er das SO nicht gesagt, und natüüüürlich wurden alle Verkehrsarten erwähnt… *zwinkersmiley*

Offen bleibt Folgendes:

Wenn es sich um das Ergebnis einer Umfrage unter/Zuschriften von den eigenen Mitgliedern geht (auf gut neudeutsch: also aus der Mutter aller Autofahrer-Filterbubbles) handelt, wieso wird das als Fakt dargestellt und nicht als Meinung?

Wenn es „die Wahrnehmung“ gibt, dass das aggressive Verkehrsverhalten von allen ausgeht, warum dann die Differenzierung zwischen Radfahrenden und dem Rest? Das macht man nur, wenn man eine Gruppe besonders herausstreichen will.

Wenn die Grundschullehrerin sagt: „Also, der Fritzi ist heute wieder so ungezogen! …die anderen natürlich auch“.. – wenn bezeichnet sie dann als Klassenflegel?

Im übrigen lernen wir (und die Berliner Mitglieder des Innenausschusses): Ein privates Autorennen mit Todesfolge ist ein „vorsätzlicher Verstoß“, aber ein Rotlicht-Radler oder Fußgänger will „provozieren“, das sieht man doch von hinter der Windschutzscheibe, so als ADAC-Mitglied und damit automatischer Fachmann für Verkehrspsychologie :)

Der ADAC war beim Innenausschuß der Stadt Berlin

Schlagwörter

, , , ,

Der ADAC war beim Innenausschuß der Stadt Berlin, berichtet „Polizeireporter“ Jörn Hasselmann vom „tagesspiegel“ auf Twitter.

(Ursprünglich stand hier „Innenausschuß des Bundestages“, was falsch war. Erkläung hier)

Das hat natürlich Klärungsbedarf! Das @mucradblog hat sich daher erlaubt, folgende Fragen an den ADAC e.V. zu schicken.

Sehr geehrte Damen und Herren,

[..]

1) Hasselmann berichtet, der ADAC-Vertreter hätte über „zunehmend bewusstes und provozierendes Negieren der StVO durch Radfahrer“ berichtet. Entspricht dies den Tatsachen?
2) um welchen Vertreter des ADAC hat es sich gehandelt?

alle folgenden Fragen bitte ich zu beantworten, falls die Antwort auf Frage 1) mit „ja“ ausfällt.

3) stellt diese Aussage die offizielle Sicht des ADAC e.V. dar?
4) auf welchen Daten beruht die zitierte Aussage?
5) mit welchen Meßmethoden ermittelt der ADAC die Bewußtheit und die Provokationsabsicht von Begehern von Verkehrsverstößen?

6) Prominente Unfallursachen im Straßenverkehr sind lt. statistischem Bundesamt (www.destatis.de\DE2\Publikationen\Thematisch\TransportVerkehr\Verkehrsunfaelle\VerkehrsunfaelleJ2080700167004.pdf) Folgende:

– Abstand
– nicht angepasste Geschwindigkeit
– Verkehrstüchtigkeit (Alkohol etc.)

wobei Führer von KfZ in der Statistik 10x (Abstand) bis 5x (Verkehrstüchtigkeit) häufiger auffällig geworden sind.

Hierzu die Frage:
– geht der ADAC e.V. davon aus, dass die KfZ-Führer diese Verstöße, mehr als Radfahrer, in Unkenntnis der geltenden Regeln, also ohne „bewusstes und provozierendes Negieren der StVO“ begehen?

7)  falls die Antwort auf Frage 3) nein lautet, ist es im Sinne desADAC e.V., dass seine Vertreter vor solch einem hohen Gremium im Namen des ADAC Privatmeinungen äußern, die nicht auf Fakten beruhen?

wir würden uns freuen, wenn Sie uns diese Fragen beantworten könnten.

Mit freundlichem Gruß,

Mucradblogger
Redaktion mucradblog.de

Werden wir eine Antwort erhalten? Ihr erfahrt es hier zuerst!

CSU fordert weitere Kapazitätssteigerung des Strassennetzes, weil Kapazitätssteigerung am Isarring zu mehr Staus geführt hat

Schlagwörter

  • Isarring-Kapazität 2016 erhöht — Ergebnis: Mehr Verkehr, mehr Stau
  • CSU nennt Umstieg auf Nahverkehr „Realitätsfremd“ und fordert weitere Kapazitätssteigerung

Der Isarring (Mittlerer Ring am engl. Garten) wurde 2016 erweitert, es kam eine Fahrspur zum Einfädeln hinzu.

Dem Stau hat’s nicht geholfen, was unsere alten Bekannten Richard Quaas und Johann Saurer (beide CSU) nach ihrer Anfrage ans KVR jetzt sogar schwarz auf weiß haben. Ergebnis:

Fertigstellung: Oktober 2016
Erhöhung der Kapazität: 20%
Verkehrszunahme in diesem Zeitraum: 20% (3000Fzg/h -> 3500Fzg/h)

Einen schöneren Beweis dafür, dass ein Ausbau der innerstädtischen Hauptstrassen Verkehr anzieht und keine Staus verhindert, ist schwer vorstellbar. Was natürlich niemanden überrascht, der sich länger als 5 Minuten mit der Materie befasst hat. Leider schließt das die Vollgasfreunde von der Münchner CSU offensichtlich ganzheitlich aus.

Denn was hilft gegen mehr Staus durch Strassenausbau? ÖPNV ausbauen? Anderes Verkehrskonzept? HAHA! natürlich nicht! Noch mehr Strassenausbau!!!1!

Wer schuld ist, dass das CSU-Konzept vom Straßenausbau in die Hose gegangen ist, ist auch klar: „Offenbarungseid der Stadtverwaltung?“ wird fröhlich getitelt.

Besonders hübsch in dem Zusammenhang, dass die zwei Kasperlköpfe, insbesondere der verhinderte Wiesn-Chef Quaas, der seit Jahren alles, was nicht Autoverkehr ist, aktiv bekämpft, allen Ernstes eine „Diskussion ohne Denkverbote“ fordern…

(sz online 15.5.2017)

Durchsagen 2016 IV

Schlagwörter

, , , , , , , , , , ,

Nach längerer (sorry!) Pause eine letzte „kurze Durchsage“ für 2016… ich hoffe, alle treuen Leser hatten schöne Feiertage und ich wünsche Euch einen guten Rutsch! :)

München: Hier gibt es einiges zu berichten.

Die Sparkassenstrasse ist zur Fahrradstraße umgewidmet worden. Da  (natürlich) kein einziger Parkplatz geopfert wurde (wo kämen wir denn da hin!) und auch sonst baulich nichts verändert wurde, hält sich die Veränderung für den Radler in Grenzen. In sehr engen. Ich habe keinerlei Unterschied wahrgenommen…

Am Marienplatz wurden im ablaufenden Jahr nicht weniger als 31 Kontrollen durchgeführt, dabei wurden 1900 Radler verwarnt. Das geht aus einer Antwort von KVR-Chef Böhle auf eine Stadtratsanfrage der „Bürgerlichen Mitte“ (FW/Bayernpartei) hervor. Damit dürfte der Marienplatz der mit Abstand bestüberwachte Unfallschwerpunkt Bayerns sein.

Moment, Unfallschwerpunkt?

„Unfälle oder gefährliche Situationen seien bei den Proben nicht festgestellt worden. […] so Böhle“

(sz, 18.12.2016)

Am Stachus soll das Radeln sicherer werden, darin ist sich der Stadtrat einig. Ein Bündnis aus SPD, Grünen, FTB, ÖDP und Linken hat einen entsprechenden Antrag eingereicht. Die CSU, der Wächter des ungebremsten PKW-Verkehrs, hat ihren eigenen Antrag eingereicht – schließlich muß jeder mögliche negative Einfluß auf den Autoverkehr verhindert werden. Recht so, liebe Heimatschützer, nichts macht München lebenswerter als tausende Autos in der Innenstadt!

Immerhin scheint der neue KVR-Chef Böhle die Linie seines Vorgängers Blume-Beyerle fortsetzen zu wollen, die da war: Lass die Amateure im Stadtrat schwafeln und mach einfach moderne Verkehrspolitik… Die Schellingstraße bekommt eine grüne Welle für Radler, und der „grüne Pfeil“ für Radler, der rechts-abbiegen bei „Rot“ erlaubt, wird pilotiert. Fein!

(sz, 12.12.2016)

Währenddessen in China: Beijing war einmal die Radlerhauptstadt der Welt mit Zahlen von bis zu 63% Radleranteil bei Berufspendlern. Der Wirtschaftsboom hat diese Quote gewaltig gedrückt und heute ist Peking eher als Smog- und Stauhauptstadt berüchtigt. Das soll sich wieder ändern: Es werden im großen Stil Bike-Share-Systeme installiert. 50000 solcher Räder gibt es bereits in Chengdu, Guangzhou und Shenzhen, nach chinesischen Quellen sollen bereits mehrere 100.000 solcher Räder rollen. Große Investment-Firmen sollen bereits bis zu 200 Millionen in diverse Startups pumpen, das berichtet der „Guardian“.

Und der ADFC…?! Der entwickelt sich unter Geschäftsführer Burkhard Stork zu einem traurigen Kapitel. Er scheint sich darin zu gefallen, unter völligem Ignorieren aller Erfahrungen und Forschungsergebnisse der letzten 30+ Jahre den „geschützten, baulich separierten Radweg“ zum Allheilmittel für alles hochzustilisieren. Wer anderer Meinung ist, ist selbstverständlich ein pöhser Egoist, dem alle anderen Radler völlig egal sind. Denkt denn keiner an die lieben Kinderlein??! Und an süße Katzenbabys?

Lasst uns überlegen – Anbieten super-einfacher Universallösungen – *check*, Diffamieren aller Andersdenkender – *check*. Das ist Populismus, nichts anderes.

In einer Radfahrer-AfD wollte ich eigentlich nicht Mitglied sein.

Berliner Irrungen und Wirrungen

Schlagwörter

, , ,

Die gute Nachricht: Nach dem aufsehenerregenden Erfolg des „Volksentscheid Fahrrad“ in Berlin bekommt der Verkehrssenator allmählich den Hintern hoch. Noch dieses Jahr soll eine GmbH „Infra/Velo-GmbH“ gegründet werden, die sich um den Ausbau der Fahrradinfrastruktur kümmern und „den Überblick behalten“ soll.

Die schlechte Nachricht: Aufgehängt wird diese GmbH bei „Grün Berlin“ – diese Einrichtung kümmert sich normalerweise um die Berliner Parks. Eine unmittelbare Berücksichtigung des Radverkehrs bei verhehrsplanerischen Projekten dürfte damit weiterhin nicht gegeben sein.

Amerkung vom @mucradblogger:

Man sieht, was dabei herauskommen kann, wenn sich Fahrrad-Lobbyarbeit zu stark auf Infrastruktur fokussiert (was man auch dem „Volksentscheid Fahrrad“ vorwerfen kann).

Eine innerstädtische Fahrrad-Verkehrspolitik kann nur dann erfolgreich und nachhaltig sein, wenn sie gleichberechtigter Bestandteil der allgemeinen Verkehrspolitik wird. Und so müßte unsere Kernforderung lauten.

Bei jeder Planung und Baumaßnahme müssen die Belange *aller* Verkehrsarten mit berücksichtigt werden. Es muß entschieden werden, welche Verkehrsart wo den Vorrang erhalten soll und wie man das am besten erreicht, welche Verkehrsflüsse entstehen sollen, usw.

Dann bekommt man dort, wo es sinnvoll ist, gute und sichere Fahrradinfrastruktur.

Wer nur „Infrastruktur“ verlangt, bekommt irgendeine Infrastruktur, nachträglich von der Parkverwaltung da hingeklatscht, wo es dem motorisierten Verkehr möglichst wenig weh tut.

Aus der Werkstatt

Schlagwörter

, , , ,

And now for something completely different!

Eingeweihte wissen, dass der @mucradblogger gern mal an altem Gerät herumschraubt. Um nicht dauernd nur herumzunörgeln, dachte ich mir, ich gebe Euch mal einen kleinen Werkstattreport.

Ein normaler Tag in der Klassikergarage

Erste Aufgabe: Seit Jahren verstaubt in einer mitteldunklen Ecke meiner Verliese ein Zeitfahrrad aus der legendären Textima-Manufaktur, die in ihrer Zeit die DDR-Elite ausstattete. Jetzt hat sich ein echter Liebhaber für den Rahmen gefunden und er soll verschickt werden. Also die Werkzeuge gezückt, die Lenden gegürtet und ran ans Zerlegen!

423405-kn6vojk6ar4f-textima001-web2

Das Textima (künstlerische Interpretation)

Teil 1: die widerspenstige Kurbel

Eigentlich eine leichte Aufgabe. Das Rad hat wohl nur wenige km gesehen und war offensichtlich von einem Fachmann aufgebaut – alles mustergültig gefettet und so weiter. Die potentiellen Problemstellen wie Vorbau, Stütze sprangen mir förmlich in die Hand. Ausnahmsweise unterließ ich sogar meine Lieblings-Abbau-Fehler (z.B. Laufräder + Gabel entfernen, bevor man die Pedale abschraubt…)

Es ging wie beim Semmelbacken: Kette runter, Schaltung ab, Bremsen weg, Sache von 15 Minuten. Sogar daran gedacht, die innenverlegten Züge drin zu lassen. Säuberlich mit Panzerband am Rahmen fixiert, man ist ja nett zu seinen Kunden.

Linke Kurbel ab, dann die Rechte, gleich fertig. Aber hat sich was mit „gleich fertig“: sie will nämlich nicht, die Rechte. Der Abzieher geht auf Block und Ende. Jetzt habe ich schon mal eine gute Victory-Kurbel wegen einer vergessenen Beilagscheibe vom Abziehgewinde befreit, deswegen bin ich da etwas grundnervös. Die Linke hatte keine Probleme gemacht, und normalerweise zieht der Mechaniker ja nicht links normal an und rechts wie ein Ochse.

Also: Abzieher wieder runter. (Nervig, mein Abzieher hat zweierlei Schlüsselweiten und ich mache so was mit einem großen Franzosen wegen Hebel). Aber da ist keine vergessene Beilagscheibe. Also wieder drauf das Ding (Immerhin das Gewinde ist gut) und mehr Schmalz.

GRRRMMMMMMMMMMBL… geht nicht ab. Zu Glück fotografiert mich keiner, wäre ein Bild für Götter, weil ich gleichzeitig mit einem Fuß den labberigen Kettler-Montageständer davon abhalten muss, Salto zu schlagen. Verf…. das *muss* doch aufgehen… noch mehr Einsatz, der Schlüssel bewegt sich – ganze drei Bogenminuten. Dann Block, absolut, wie angeschweißt – wobei ich schon Schweißnähte gesehen habe, die das nicht ausgehalten hätten. Die Handflächen sind inzwischen Negativ-Abdrücke der vermaledeiten schmalen Schlüsselgriffe.

Nachdenkpause. Ist der Stempel des Abziehers größer als das Vierkant-Loch der Kurbel und drückt deswegen aufs Alu statt auf die Achse? Abzieher wieder runter mit ähnlichem Gewalteinsatz… nö, kein Abdruck zu sehen (und warum auch, auf der anderen Seite ging’s ja….)

Irrwege

Kurz spiele ich mit der unheiligen Idee, Innenlager und Kurbel dem neuen Besitzer als Dreingabe zu vermachen, aber erstens habe ich nichts gegen ihn persönlich, und zweitens brauche ich das Lager eigentlich für ein anderes Rad. Also nix da, Aufgeben ist für Weicheier.

Noch ein Versuch, beide Schlüssel mit Lappen umwickelt: Wieder eine Bogenminute herausgeholt. Allmählich bekomme ich Angst um Rahmen, Kurbel und Ischiasnerv. Diesmal bekomme ich den Abzieher fast nicht mehr runter.

Ob man da mit dem Dreiarm-Abzieher hinkommt…?! Nö, natürlich nicht, das ist eine alte Ultegra, die läßt fette 3 mm Luft zum Rahmen, da bekommt man ein Pergamentpapier dazwischen, aber keinen Abzieher.
Ob man das Tretlager mit Kurbel dran abkriegt?! Zu 2/3 ja, die Gegenschale flutscht fein heraus, der Ring läßt sich lösen, aber die rechte Kappe geht natürlich ums A..lecken nicht mit den Fingern zu schrauben. Für den Stiftschlüssel ebenso natürlich wieder kein Platz. Alles wieder drauf, zurück ans gedachte Zeichenbrett. Das muss doch…

Hilf Gewalt nicht, hilft noch mehr Gewalt

Schließlich die Erleuchtung:

Erstens: Überzählige Kurbelschaube vom Kopf befreit und eingedreht in die Welle – vielleicht geht der Stempel vom Abzieher doch aufs Alu…. überprüft an der linken Kurbel— es *ist* verdammt knapp… Zweitens: Schonbacken in den Schraubstock, ganzes Rad auf die Werkbank, JUCHEI, die Kurbel kommt genau auf der richtigen Höhe zu liegen. Quer in den Schraubstock gespannt das Ding, und…. jetzt ging’s (recht leicht sogar). Warum, weiß der Geier. Bonus: Alles kratzerfrei.

Teil 2: Klassikerrestauration ist Detailarbeit!

Mein Bedarf an roher Gewaltanwendung war erst einmal gedeckt, deswegen habe ich zur Entspannung einen Marchisio-Schraubkranz gewartet.

Ihr Jungvolk kennt das nicht mehr, solche Kränze besprühen den, der blöd genug ist, sie aufzuschrauben (Als Deppensicherung Linksgewinde) mit 100 Kügelchen der Größe 3 mm, von denen man beim Aufmachen bei Einhaltung aller bekannten Tricks bis zu einem Drittel aufzufangen in der Lage ist. Gerne gefolgt von den lose eingelegten Sperrklinken und deren mikroskopischen Federchen (Halt! Da ist eine! – oh, war doch bloß eine Wimper).

giphy

Zerlegen eines Schraubkranzes (Abb. ähnlich)

34 Kügelchen im Auffang-Lumpen, die anderen 66% tanzen lustig auf dem Werkstattboden gen Gully (Werkstatt war mal Waschküche). Auf-allen-Vieren-Herumgekrochenes Intermezzo – so stelle ich mir Ostern in Liliput vor.

 

Nach reichlich verstrichener Zeit die Bestandaufnahme: Was einmal 100 waren, sind jetzt 95 – ein bißchen Schwund ist ja immer. Die Kugeln liebevoll einzeln gesäubert, gesalbt und gepudert, mit Lupe, Pinzette und Hanseline Weiß an die richtige Stelle gepappt, die Freilaufklinken mit ingeniöser filigran-Fadenschlingtechnik niedergezwungen (wo war gleich meine vierte Hand), Kranz auf Stock gesetzt mit der Sorgfalt eines Sprengmeisters, der ein ganz arg instabiles britisches Weihnachtsgeschenk von ’44 verarztet, denn wenn man eins der Kügelchen auch nur schief ansieht, wird es sich verkrümeln,mit Vorliebe dahin, wo es die Freilaufsperre blockiert. Nicht zittern, nicht schauen, nicht atmen – Deckel axial aufschrauben (Ein Schwyyzer Uhrmacher ist ein Dreck gegen mich)… schon nach wenigen dutzend Versuchen (Linksgewinde!!) waren und blieben tatsächlich alle Atom-großen Kügelchen, wo sie hingehörten.

Ergebnis: Freilauf schnurrt wieder wie ein sattes Kätzchen  (Jetzt brauch ich wieder ein Rad, zum Dranschrauben)

Wenn nur alles so einfach wäre

Flyer-Alarm!

Schlagwörter

, , ,

Das geschätzte BMVI (Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur) beglückt in regelmäßigen Abständen auch uns Radfahrer – nein, natürlich nicht mit einer grundlegenden Änderung der Verkehrspolitik, sondern mit (Kapellmeister, einen Tusch!) einem neuen Flyer.

Beim Layout wurde auf den ersten Blick auf Ausgewogenheit geachtet – jeweils gleich große Kästen für Radfahrer und Autofahrer, darunter eine Zusammenfassung, begleitet von einem Cartoon.

Leider gilt die Ausgewogenheit nur auf den ersten Blick. Die Kästen werden dafür genutzt, humorig vermeintliche gegenseitige Vorurteile zu beschreiben, die Zusammenfassung folgt leider dem altbekannten, ärgerlichen Muster; hier sucht man die Ausgewogenheit vergeblich.

Fakten und Meinungen vermischt

Es werden sowohl Fakten als auch Meinungen präsentiert, ohne, dass klar wird, was was ist. Zum Beispiel wird mit keiner Silbe erwähnt, dass das Gesetz das Nebeneinander-Fahren nicht an Straßentypen bindet, sondern nur an den Tatbestand der Behinderung.

Im Text steht aber:

In verkehrsberuhigten Bereichen dürfen Sie neben Freund oder Freundin fahren, denn die Schrittgeschwindigkeit macht das Überholen durch Autos unmöglich. Dasselbe gilt für
Fahrradstraßen oder in einer Tempo-30-Zone, wenn die Radfahrer entsprechend schnell sind.

Es wird also suggeriert, dass es außerhalb von 30er Zonen oder Fahrradstraßen generell nicht erlaubt ist. So schürt man Konflikte. Das könnte jetzt ein ungewollter Ausrutscher sein, dieselbe Art der Formulierung ist mir aber schon an anderer Stelle aufgefallen. Es scheint fast so, als würde versucht, hier einen Konsens zu erzeugen, ohne das Gesetz explizit anfassen zu müssen.

Suggestive Formulierungen und warme Empfehlungen

In dem ganzen Flyer stehen gesetzliche Vorschriften und warme Empfehlungen nebeneinander. Und die warmen Empfehlungen sind sehr stark aus der Autofahrerperspektive. Das lässt sich erkennen, wenn man die gewählten Formulierungen genauer ansieht.

Das ist recht subtil gemacht. Und bevor mir einer Verfolgungswahn unterstellt,eine Fangfrage zur Erläuterung:

Was wirkt stärker, wenn ich sage „Für einen Bundesverkehrsminister ist Ausgewogenheit und die Vertretung der Interessen aller Verkehrsteilnehmer Pflicht“ oder „Herr Dobrindt, ich fordere Sie auf, die Interessen aller Verkehrsteilnehmer gleichermaßen zu vertreten!„?

Ersteres sagt: Machen Sie eh, und wir beide wissen das. Letzteres enthält unterschwellig, er hätte es bis jetzt nicht oder nicht ausreichend getan.

Behalten wir das im Hinterkopf und schauen wir uns den Text über Abbiegesituationen an:

„Für Pkw-Fahrer sind Abbiegesituationen oft sehr unübersichtlich. Im
sogenannten toten Winkel ist ein Radfahrer trotz der Außenspiegel
manchmal nicht zu sehen. Als geradeaus fahrender Radfahrer sollten
Sie daher unbedingt Blickkontakt mit dem Pkw-Fahrer suchen. So
schaffen Sie Abstimmung und Sicherheit. Für Autofahrer ist der
Schulterblick Pflicht. Radfahrer sollten bei einer unklaren Situation
auf ihre Vorfahrt verzichten und an einer Ampel versuchen, vor oder
hinter dem Pkw zu stehen, um gut gesehen zu werden.“

hübsch..

„Für Pkw-Fahrer sind Abbiegesituationen oft sehr unübersichtlich.“

Für Radfahrer sind sie oft tödlich. „Für Pkw-Fahrer sind Abbiegesituationen oft sehr unübersichtlich„. Kann keiner was dafür…

Wollen wir einmal klarstellen: Ein Abbiegeunfall ist in 99% der Fälle eine Vorfahrtsverletzung durch den KFZ-Fahrer.

Ich lese allerdings genau einen kurzen Satz in Richtung der Autofahrer, und der ist auch noch sprachlich neutralisiert. „Für Autofahrer ist der Schulterblick Pflicht„, aber „Du, Radfahrer, musst dies… Und du solltest das…“..

Das setzt sich nach dem gleichen Muster gleich auf der nächsten Seite fort:

Wenn Sie abbiegen möchten, kündigen Sie dies rechtzeitig und deutlich an. Dabei sind die Fahrtrichtungsanzeiger zu benutzen – so steht es in der Straßenverkehrsordnung. Als Radfahrer geben Sie Handzeichen und informieren so über einen anstehenden Fahrtrichtungswechsel.
Vermeiden Sie ein plötzliches, unangekündigtes Abbiegemanöver, um sich und andere nicht zu gefährden. Neben dem Handzeichen sollte auch auf dem Fahrrad der Schulterblick den Abbiegevorgang einleiten. Für den Pkw-Fahrer gilt dasselbe: Schulterblick und frühzeitiger Blinker sind zwingend notwendig.“

Als Radfahrer geben Sie…“ (direkte Ansprache) gegen „Für den Pkw-Fahrer gilt dasselbe: Schulterblick und frühzeitiger Blinker sind zwingend notwendig.“ – Verallgemeinerung, sprachliche Abschwächung. So kommuniziert man, wer in der Pflicht ist, sein Verhalten zu überdenken. Die Ansage Richtung Autofahrer: „Das mussten wir einbauen, damit es nicht gar so einseitig wirkt“, die Zielrichtung ist klar.

Das geht den ganzen Flyer hindurch weiter. Aussage: Wenn Dir auf dem Rad was passiert, bist du selber schuld, denn Du hast dich nicht an unsere Empfehlungen gehalten. Verhaltensempfehlungen in Richtung der Autofahrer kommen spärlich und sprachlich verklausuliert. Die sind wegen der political correctness drin, die Intention des Flyers ist klar.

Fazit

Eine ärgerliche Angelegenheit und eine verschenkte Gelegenheit, wieder einmal. Umso unverständlicher, dass der BDR (? seit wann interessiert sich der für Verkehrspolitik?)  und der ADFC sich dafür hergaben.

Die Radler und die Polizei

Schlagwörter

, , , , , , ,

Die Radler und die Polizei – die zwei haben nach wie vor ein bestenfalls problematisches Verhältnis zueinander. Als Beleg 3 Meldungen aus dem letzten halben Jahr:

1. Wenn einer vom Rad fällt und trotz Helm Kopfverletzungen erleidet, die eine Krankenhauseinlieferung erfordern, ist dies ein klarer Beweis dafür, „Wie wichtig es ist, beim Radfahren einen Helm zu tragen“, findet die Polizei Dorfen (Merkur online 6.1.16)

2. Wer

  • nachts um halb zwölf ohne Licht
  • und  besoffen
  • „verbotswidrig vom Radweg quer über den Kreuzungsbereich ausschert“ und dabei
  • „einen entgegenkommenden Fiat übersieht“

sollte dringend einen Helm tragen, findet die Polizei München (az online 12.6.16)

3. Fette 23 von insgesamt 439 registrierten Unfällen im schönen Gröbenzell wurden von Radlern verursacht. Das sind auch diejenigen, die dem wackeren Polizeichef als einzige Sorge bereiten. Denn, Zitat: „Radler halten sich nicht an Verkehrsregeln!“ (Merkur online 28.6.16)

„sz“ über Sonntagsradler

Schlagwörter

, , , , ,

Die „sueddeutsche“ hat mal wieder einen Kommentar über unsereins, diesmal zum Thema „Sonntagsradler nerven„. (sz online, 21.6.2016)

Tenor: Das Meckern über Sonntagsradler ist unangebracht, was es braucht ist mehr Rücksicht.

Leider macht der Autor ein paar Fehler:

Jene Radfahrer, die ein eher gemütliches Tempo anschlagen. Die nicht immer am rechten Rand des Radweges fahren, damit die Schnelleren überholen können. Die sich, und das scheint das größte Ärgernis zu sein, an die Verkehrsregeln halten.“

Wenn er in der Mitte des Radwegs herumdöst, ist *er* es, der sich nicht an die Regel hält.

oder:

(Man) Verteufelt die anderen Radler, weil man selbst nicht vorwärts kommt. Oder die Verkehrspolitiker und -planer, die angeblich die Infrastruktur vermurkst haben. Der Haken: Beides geht am eigentlichen Problem vorbei.

Da liegt er auch falsch. Wenn die Infrastruktur nicht ausreichend ist für ein Verkehrsmittel, das 20% der Verkehrsleistung trägt, und gefährliche Situationen zwischen den unterschiedlichen Radler-Typen, die es nun mal gibt, verursacht, dann *haben* die Politiker und Verkehrsplaner die Infrastruktur vermurkst. Das ist nicht die einzige Ursache, aber nur sagen „das ist falsch, wir müssen einfach mehr Rücksicht üben“ zielt noch viel weiter vorbei.

Die Fehlerdiskussion führt aber am Kern vorbei, das ist ein Kommentar und kein wissenschaftlicher Bericht. Ich finde ihn interessant, denn er zeigt, wie viele (Sonntagsradler) denken. Das zeigt aber vor allem, dass noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist.

Das Rad *ist* ein Verkehrsmittel, und an Verkehrsteilnehmer werden verschiedene Aufgaben gestellt, damit die Sache flutscht. An Autofahrer viele, an Fußgänger wenige, an Radfahrer einige niedergeschriebene und exterm viele implizite.

Das Rad wird aber stark inhomogen genutzt. Der eine hats eilig, der andere will spazierenfahren, der dritte will -wie beim Zu-Fuß-Gehen- nicht dauernd aufpassen müssen wie ein Schießhund… einige der Ansprüche sind legitim, andere weniger, alle zusammen wird man nicht unter einen Hut kriegen. Eine Diskussion ist erforderlich, wie welche Ansprüche zu gewichten und zu berücksichtigen sind.

Diese Diskussion wird im Moment von den Advokaten der „we aren’t Traffic“ Bewegung mit Totschlagargumenten völlig niedergewalzt. Der „ungeübte Radler“ und das „4-Jährige Kind“ sind die einzigen Maßstäbe. (Sie *sind* Maßstäbe, aber nicht die einzigen)

Aus jedem ungeübten Radler (der öfter als 3x aufsteigt, bevor der Bock Spinnweben ansetzt) wird in 3 Monaten ein Geübter mit völlig anderen Ansprüchen. Und den 12-Jährigen Schüler, der es *nicht* die meiste Zeit sau-eilig hat, muss ich erst noch treffen.

Holzkirchener Radverkehrspolitik

Schlagwörter

, , , , , , ,

Real existierende Fahrradverkehrspolitik in Holzkirchen!

Der „Merkur“ berichtet aus einer Stadtratsausschuß-Sitzung zu Radabstellanlagen im Holzkirchen. (2016, nicht 1953)

Der Radverkehrsbeauftragte Romanski weist auf einen schlecht zugänglichen Radständer hin, der verlegt werden müsse.
Bürgermeister Löwis (CSU): „Das Argument sticht nur, weil wir wollen, dass die Ständer genutzt werden“, betonte er. Nicht, weil es unzumutbar wäre, dass Radler absteigen“

Sepp Sappl jun. (CSU) will schliesslich noch wissen, „ob sie dort mit (sic!) den Tischen in die Quere kämen, die der Oberbräu vor der Tür aufstellt.“

Ein weiterer Raddständer ist eine Sicherheitsfalle. Man könnte einen (1) Parkplatz auflösen, um die Situation zu entschärfen.

Bürgermeister Löwis (CSU): „Ich würde hier nicht das Fass aufmachen ,Radler gegen Autofahrer“

Außerdem:

„[…]Einen Beschluss gab es in der Sitzung nicht.“

Zusammenfassung:

Einen (1) Parkplatz auflösen für mehr Sicherheit für Radler: geht nicht.

Radabstellplätze dahin verlagern, wo sie erreichbar sind: Geht grad so mit Zähneknirschen – aber nicht etwa als Präzedenzfall mißverstehen! Nur, wenn dem Sappl Sepp (Jun) sein freier Zugang zum Oberbräu nicht beeinträchtigt wird. Ist ja auch ******gefählrich, wenn man dauernd über die Malefix-Radln fällt, mit 3 Promille auf dem Weg zum Parkplatz (X5)! – Wobei, Weg zum/vom Stammtisch, das wäre für einen CSU-Kommunalpolitiker ein Arbeitsunfall.

Da hilft nur eins: Die brauchen dringend einen Radlhighway.

Münchner CSU-Stadtrat Schlagbauer von allen Ämtern zurückgetreten

Schlagwörter

, , , ,

Münchner werden es mitverfolgt haben: Der Hoffnungsträger der CSU-Stadtratsfraktion Schlagbauer ist vor zwei Wochen von seinen Ämtern zurückgetreten. Gegen ihn wird ermittelt wegen Drogenkonsums, außerdem soll er hohe Schulden in einem Bordell angehäuft haben. (sz 10.6.2016)

Seine Fraktionskollegen zeigten sich schockiert. Bürgermeister Schmid (CSU) äußerte sich, es sei ihm „Der Drogenkonsum [..] bei seiner Tätigkeit als Stadtrat in keinster Weise anzumerken“ gewesen.

Nun, vielleicht sollte Schmid mehr mucradblog lesen… der Herr Schlagbauer war hier schon mit einigen spannenden Aussagen Thema. Leute, Finger weg von Drogen!

München: CSU-Fraktion rückt die Welt wieder gerade

München: CSU erklärt sich zum Anwalt “intelligenter Verkehrspolitik”

Google tut was!

Schlagwörter

,

Die Genies von Google kümmern sich, wie wir wissen, nicht mehr nur um Werbeeinnahmen-Optimierung, sondern auch um autonomes Fahren. Und dem steht, wie wir neulich gelernt haben, der Mensch im Straßenverkehr einfach im Weg, in seiner Eigenschaft als Fußgänger oder Radfahrer ist er einfach zu unkalkulierbar.

Aber Googles Genies wären keine Genies, wenn sie nicht eine, nun ja, man kann es nicht anders sagen, geniale Lösung dafür hätten. Und zwar? (Kapellmeister, einen Tusch!)

Den Klebrigen Lack!

google stickie

Man versieht das Auto enfach mit einer klebrigen Schicht, und schon kann man unbesorgt Fußgänger und Radler auf die Hörner nehmen – sie bleiben einfach hängen wie Fliegen auf dem Fliegenpapier und tun sich nicht mehr weh beim herunterfallen! Man vermeidet so diese häßliche Knack-Geräusche beim Überfahren solcher Verkehrshemmnisse, Unterboden und Radaufhängung bleiben unversehrt.

(Gut, zu schnell sollte es nicht sein, das Auto, sonst bleibt es nicht bei dieser einen Fliegen-Analogie..)

Der @mucradblogger meint: Bahnbrechend!

Quelle: Nein, nicht der Postillon, sondern der Guardian vom 19.5.2016 (nein, nicht vom 1.4.)

Berliner Fahrrad-Volksentscheid

Schlagwörter

,

In Berlin geht die Debatte über den Fahrrad-Volksentscheid weiter. Im Augenblick Thema: Die zu erwartenden Kosten. Da sich der Senat mit Händen und Füßen gegen die Initiative wehrt, hat er sich die Kosten schön großgerechnet und kommt auf 2,1 Milliarden, die Gegenrechnung der Initiative kommt auf ein Zehntel davon, wie die Zeit berichtet. Es lohnt sich, den Artikel in Ruhe durchzulesen, schon interessant, welche Taschenspielertricks hier angewandt werden. Zum Beispiel hat der Senat vergessen, den bereits bestehenden Radverkehrsetat zu verrechnen, das sind 35 Millionen/Jahr. Auch andere Zahlen sind eher zweifelhaft.

Artikel: „Wie teuer wird’s denn?„, Zeit online 30.5.2016

316026-65

„Gesetz zur Förderung des Radverkehrs in Berlin“; Vertreter des Volksentscheids Fahrad, Heinrich Strössenreuther und Philip Bastian

Währenddessen haben über 60 Wissenschaftler sich hinter die Initiative gestellt, und zwar auf dem weltweit beachteten „German Habitat Forum“.

 

Berlin: Kommunikationsstrategie statt Radverkehrsstrategie

Schlagwörter

, , ,

Berlin: unsere schöne Bundeshaupstadt hat, wie Lesern dieses Blogs nicht unbekannt ist, einen stolzen Radverkehrsanteil von 13+% und dürfte damit in Europa die Stadt mit den meisten Radfahrern überhaupt sein. Was Berlin außerdem auszeichnet, ist ein Senat, der dies nach schöner deutscher Sitte geflissentlich ignoriert in seiner Verkehrsplanung, und stattdessen wie üblich unterfinanzierte Flickschusterei betreibt.

Das hat die Radfahrer so angemeiert, dass sie sich zusammengeschlossen haben zum Volksentscheid Fahrrad. Es wurde eine Gesetzesvorlage erarbeitet mit dem Titel „Gesetz zur Förderung des Radverkehrs in Berlin (RadG)„, die man hier einsehen kann. Aktuell werden Unterschriften gesammelt, die nötig sind, damit das vor den Senat kommt..

Das brachte die Volksvertreter endlich in Schwung und man wurde aktiv! Und was macht man, wenn die eigenen Bürger so unzufrieden mit der Regierung sind, dass sie anfangen, selbst Gesetze zu entwerfen?
Nein, natürlich kein eigener Vorschlag einer Radverkehrsstrategie (Ihr träumt wohl :), sondern es wurde eine PR-Kampagne ausgeschrieben, die zum Ziel hat, den Berlinern zu erklären, dass der Senat gaanz gaanz tolle Arbeit macht mit dem Radverkehr und der Volksentscheid ganz völlig unnötig ist…. finanziert natürlich mit Steuergeldern. (Eine Praxis, die höchst umstritten ist und für die sich der Senat eigens ein Gesetz gemacht hat – auch dagegen läuft bereits eine Unterschriftenkampagne…)

Gelebte Demokratie halt!

Pressemitteilung der Initiative Volksentscheid Fahrrad dazu

„Arnulfsteg“ gestoppt

Schlagwörter

, , , , , , ,

„Arnulfsteg“ ist der Name der geplanten Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Bahngleise parallel zur Donnersberger Brücke. Nach einigem politischen Gezerre (wir berichteten) sollte der Bau dieses Jahr beginnen.

Daraus wird nun erst einmal nichts, wie verschiedene Münchner Medien berichten. Die beauftragte Baufirma bekommt ein technisches Detail nicht geregelt. Im Moment keilt man sich, ob die Ausschreibung der Stadt München in dem Punkt fehlerhaft war oder nicht.

Der Bau wird sich damit um mehrere Jahre verzögern, weil für einige Arbeiten Bahnabschnitte zeitweise stillgelegt werden müssen, dafür Änderungen an den Fahrplänen nötig sind, und so was muß offensichtlich mit mehrjährigem vorlauf geplant werden.

Die für August geplante Vollsperrung der Stammstrecke ist wohl auch nicht mehr rückgängig zu machen. Echtes Win-Win eben.

sz: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/wegen-fertigungsproblemen-stadt-stoppt-bau-des-arnulfstegs-1.2958693

Blitzermarathon: Wie gewohnt, wird mit überwältigendem Medienaufwand der deutsche Autofahrer darauf aufmerksam gemacht, dass er sich in dieser Woche ausnahmsweise an die Verkehrsregeln halten muß. Es wird natürlich trotzdem ein paar Hunderttausend erwischen, die sich in der Folge in sozialen Medien, Leserbriefen und an Stammtischen unter großem Verständnis von Bevölkerung und Ordnungshütern herzlich über „Abzocke“ aufregen werden.
#KaumEinRadfahrerHältSichAnVerkehrsregeln

Update: Wie nicht anders zu erwarten, findet die FDP Blitzermarathons doof. Was das wieder Einbußen für die freie Wirtschaft bedeutet, wenn der Konsument und der Lieferant sich an die Regeln halten muss.

Stadtpolitik: Die unter anderem wegen der „zu Radfahrer-freundlichen“ Politik der Münchner CSU (Sind Drogen eigentlich erlaubt im Rathaus?!) zur Bayernpartei übergelaufenen Stadträte machen die Bayernpartei (0,9%) zur viertstärksten Fraktion. Jetzt fangen sie an, Posten und Pöstchen einzufordern. Von Neuwahlen ist nicht die Rede…

az: http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.nach-zuwachs-aus-der-csu-bayernpartei-meldet-anspruch-auf-posten-an.a84a387d-3f56-496b-82f2-6ea909388c0a.html

Währenddessen blockt die Rathaus-GroKo Lärmschutzmaßnahmen am Mittleren Ring. Frei durchregieren!

az: http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.streit-im-stadtrat-laermschutz-in-muenchen-gruene-sauer-auf-groko.ccdc872d-b776-4bf8-9ff5-46c00cf9fa29.html

Schellingstraße bekommt „grüne Welle“ für Radfahrer

Schlagwörter

, , , , , , , ,

Schellingstraße: Unbeirrt von den Sprüchen aus dem Rathaus treibt das KVR den Radverkehr voran. In der Schellingstraße wird eine „grüne Welle“ für Radfahrer geschaltet. Dies ist ein Pilot, andere Straßen sollen folgen.

Fußgängerzone Sendlinger Straße: Die Sendlinger wird zur Fußgängerzone – zunächst ein Jahr auf Probe. Eine gute Idee, findet sz-Kommentator Thomas Anlauf. So könnten die Menschen erleben, ob die Ängste und Befürchtungen – Einbußen für Geschäfte, Ausweichverkehr in den umliegenden Straßen etc – begründet sind oder nicht, ohne gleich endgültige Fakten zu schaffen.

(sz: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/kommentar-langsam-gehts-schneller-1.2953451)

Computerzeitschrift c’t testet „smart bikes“: Die c’t, das Leitmedium für Digitales, widmet in der aktuellen Ausgabe dem „Smart Bike“ einen großen Sonderteil. Das freut den mucradblogger, denn er ist schon seit einem Vierteljahrhundert Stammleser.. :)

Die Artikel sind wie üblich kompetent geschrieben, angenehmerweise fehlt das sonst ziemlich übliche Hochjubeln von jedem Schmarrn. Will man wirklich ein Bluetooth-gesteuertes Radschloss, und bekommt man es auch dann auf, wenn der Smartphone-Akku mal wieder leer ist? (Meine Tacho-Batterie hält ein gutes Jahr, und fällt natürlich immer an Tag 2 des Mallorca-Urlaubs aus…). Braucht man Lenkergriffe, die Navi-gesteuert links oder rechts vibrieren? Und mit wie vielen Netzteilen im Rucksack geht man demnächst auf Tour (oder nur auf die 5 km zum Büro..)?

 

Durchsagen 2016 III

Schlagwörter

, , ,

Marienplatz: Hier läuft im Augenblick wegen der Bauarbeiten am „Hugendubel“ eine Art „Pilot“ für den Radverkehrs- Taxi- und Bus-freien Betrieb. (Mein Eindruck: positiv, vor allem wegen der fehlenden KfZ – die Radlerdichte scheint mir nicht großartig geringer, und auch die Polizei scheint es gelassen anzugehen)

Die Grünen hätten gerne Fakten statt Gerüchten und haben die Koalition um Zahlen gebeten, was der Versuch denn tatsächlich für Ergebnisse geliefert hat :)

„Das Monitoring soll darstellen, ob der Radverkehr in der Kustermannfahrbahn und an der Kreuzung Kustermannfahrbahn/Tal an stark frequentierten Tagen reibungslos verläuft oder ob es lediglich eine Verlagerung von Konflikten vom Marienplatz an den Viktualienmarkt gibt.“

Ebenso soll nach dem Willen der Grünen die Nutzung der Residenzstraße und der Alfons-Goppel-Straße untersucht werden, und ob sich die Zahl der Radfahrer in der Altstadt insgesamt verringert. Eine Befragung könne Erkenntnisse darüber bringen, ob nicht eine große Unzufriedenheit bei den Radlern einer nur geringfügigen Verbesserung der Zufriedenheit bei den Passanten gegenüber stehe[…]“

Quelle: Merkur

München kurios: Die Rathaus-CSU arbeitet weiterhin mit Macht daran, den Radverkehr nur ja nicht zu viel Priorität oder gar Gleichberechtigung zu gewähren (wir berichten laufend).  Währenddessen ist StR Mario Schmidbauer mit seiner Kollegin Eva Caim zur „Fraktion Bürgerliche Mitte“ gewechselt. Damit hat die CSU nun gleich viele Sitze wie die SPD und ihren Status als stärkste Fraktion verloren.
Kurios daran ist, dass Schmidbauer den (ihm offensichtlich immer noch) zu „radfahrfreundlichen Kurs“ der Stadtregierung als Grund nannte. Hauptgrund sind allerdings eher nicht gewährte Pöstchen und persönliche Unzufriedenheit mit dem Führungsstil des von OB Reiter stets mit Vergnügen ins Abseits gestellten Vize-Bügermeisters Josef Schmid, der als „Sonnenkönig“ tituliert wird.

Quelle: sueddeutsche

Zürich: Zürich wird von Linken regiert und besitzt ein international hoch geschätztes Langzeit-Verkehrskonzept, das unter anderem die Priorisierung des öffentlichen Verkehrs und die Förderung des Radverkehrs  beinhaltet. Das ist der Opposition ganz offensichtlich ein Dorn im Auge. Auch die liberal-bürgerliche „NZZ“ haut in die Kerbe und greift in die Vollen. Vorgeworfen wird der Stadtspitze eine „ideologische“ Verkehrsplanung.

Zum Nachlesen und Kopf schütteln: Weltfremde Ideen von Rot-Grün

(In der ersten Version des Artikels, die ich gestern Nachmittag gelesen habe, wurde noch gesagt, das Fahrrad leiste „keinen Anteil zu Verkehrsleistung“ – eine zumindest debattierbare Ansicht, Zürich hat ca. 10% Radverkehrs-Modal Split… in der letzten Fassung vom 4.4. 18:20 fehlt der Teil). Eine Studie der ETH nennt ein Potential von bis 39%.

Links:

Ein Internationales Vorbild: Die Verkehrspolitik der Stadt Zürich

Doku „Bikes vs Cars“ im Filmmuseum

Schlagwörter

, , , , ,

Am Donnerstag, den 24.3. zeigt das Münchner Filmmuseum um 19:00 Uhr den Dokumentarfilm „Bikes vs. Cars“ von Fredrik Gertten.

Der preisgekrönte Film vergleicht die Zustände im Radverkehr in so unterschiedlichen Städten wie Copenhagen, Los Angeles oder Bogota. Er illustriert die Bemühungen der Radaktivisten dieser und weiterer Städte, zeigt das Veränderungspotential, und auch die Arbeit der Autolobby wird beleuchtet.

mucradblog-Tipp: Ansehen!

Im Anschluß an die Vorführung findet eine Critical Mass Tour statt!

Rambo gegen Radler – mal so, mal so

Schlagwörter

, , , ,

„Wild-West in Altperlach“: So betitelte die Abendzeitung ihre Meldung über einen Zwischenfall in München vergangene Woche.

Ein Radler hatte sich über einen zugeparkten Radweg geärgert und dem SUV einen Klaps auf die Motorhaube verpasst. Das ist eine Majestätsbeleidigung ersten Grades für jeden Autobesitzer und brachte dem Radler eine Verfolgungsjagd über mehrere Straßen ein, im Verlauf derer die Beifahrerin sogar versuchte, den Radfahrer mit einem Elektroschock-Gerät anzugreifen. Am Ende schnitt der Autofahrer dem Radler den Weg ab, dieser stürzte, erlitt dabei einen Nasenbeinbruch und weitere Verletzungen. Der Autofahrer flüchtete.

Die Polizei ermittelte den Täter recht schnell, es laufen Anzeigen gegen Fahrer und Beifahrerin. Sogar die Presse ergriff die Partei des Radfahrers.

Vor 2 Jahren: Ähnlicher Fall, völlig andere Darstellung

Soweit, so gut – nur kann ich beim besten Willen keinen arg großen Unterschied erkennen zu einem meiner Meinung nach sehr ähnlichen Fall, der sich vor zwei Jahren ereignete und über den ich hier bereits ausführlich berichtete:
DIE MÜNCHNER POLIZEI UND DIE RADFAHRER (TEIL X)

Auch damals verursachte der Autofahrer den Konflikt, sogar durch Nehmen der Vorfahrt, was wohl noch etwas härter ist als das Zuparken eines Radwegs, auch damals kam es zum Wortgefecht, Klaps auf’s Blech, Verfolgungsjagd. Der Radfahrer flüchtete von der (vermutlich recht gewaltschwangeren) Szene, die Polizei ermittlelte gegen *ihn*.

Ich erlaubte mir seinerzeit, Anzeige gegen den Autofahrer zu erheben wg. Gefährdung. Es bedurfte mehrerer Briefe, bis die Münchner Staatsanwaltschaft verstand, dass ich den Autofahrer meinte und nicht den Radler. Das Drama ist hier dokumentiert:
DIE MÜNCHNER POLIZEI UND DIE RADFAHRER (TEIL X) – UPDATE

Als man mich endlich verstanden hatte, erhielt ich noch einen Anruf von einem Polizeibeamten, der aber nur herausfinden wollte, ob *ich* vielleicht der betreffende Radfahrer war M( Meinen Standpunkt, dass hier der Autofahrer einiges falsch gemacht haben könnte, konnte er jedoch nicht teilen.
MÜNCHNER POLIZEI JAGT “RABIATEN RADLER” RELOADED

Zum Abschluss erhielt ich fast ein Jahr nach dem Ereignis noch einen Brief einer Staatsanwältin, der zum Inhalt hatte, das Verhalten des Autofahrers sei angemessen gewesen und nicht zu verfolgen.

Ich komme also zum Schluss: Die Wahrnehmung, wer bei so etwas der „Rambo“ ist, hängt davon ab, wer die Polizei holt und *seine* Variante erzählen kann.

Die CSU, der Anwalt moderner Verkehrspolitik – Teil 2

Schlagwörter

, , , ,

Die Münchner CSU ist rechtschaffen entrüstet, dass sie als Verfechter einer rückwärts gerichteten Verkehrspolitik wahrgenommen wird (wir berichteten).

Um das zu entkräften, hat StR Manuel Pretzl gleich mal eine Anfrage an den OB eingereicht. Er hätte gerne rückhaltlos geklärt, wer seit 1994 noch weniger für alternative und  moderne Verkehrsarten getan haben könnte, als sie es aktuell tun.

http://csu-rathaus-muenchen.com/2016/02/10/anfrage-verantwortlichkeiten-in-der-verkehrspolitik-dichtung-und-wahrheit/

Im Zeitraum zw. 1994 und 2015 kamen genau drei (3) Anträge zum Thema Radverkehr aus der CSU-Fraktion. Alles Änderungsanträge. zB:

26.9.2009: Änderungsantrag zum Grundsatzbeschluss zur Förderung des Radverkehrs in München:

[…]

  • Es wird keine Fahrradabstellsatzung erarbeitet
  • Eine Radwegbenutzungspflicht wird, soweit und sofern rechtlich möglich, beibehalten.
  • Es werden keine neuen Personalstellen genehmigt.
  • Der Marketingkampagne wird nicht zugestimmt.