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autonomes Fahren, Carlos Ghosn, Carolyn Friesl, ciclista.net, google, Renault-Nissan
Wir Radler stehen mal wieder dem Fortschritt im Weg: Der CEO von Renault-Nissan, ein gewisser Herr Carlos Ghosn, möchte gerne bis 2020 ein autonomes Fahrzeug an den Start bringen. Allerdings sieht er da ein großes Hindernis:
Nämlich uns Radfahrer! Wer hätte das gedacht…
Denn: „Radfahrer halten sich generell nicht an Regeln“ und außerdem verhalten wir uns „manchmal wie Fußgänger, manchmal wie Fahrzeuge„.
Das wäre auch zu viel verlangt von so einem Robbie, einfach mit Fußgängern *und* Fahrzeugen klar zu kommen. Klarer Fall, die Fußgänger und Radler müssen weg von der Strasse, dem Fortschritt zuliebe. Die Forderung scheint ganz ernsthaft gestellt zu werden.
Auch das Google-Auto kämpft noch mit den Tücken des ungeordneten Verkehrs: Nicht nur umherrollendes Gebüsch („Tumbleweeds“ – das, was nach 18 Uhr durch Hannovers Altstadt weht) bringt die Technik aus dem Konzept, sondern auch ein vor- und zurückrollender Fixie-Fahrer an der Ampel :D
Pingback: Google tut was! – mucradblog – Über den Radfahr-Alltag, nicht nur in München. Parteiisch, Unsachlich, Unabhängig, Rechthaberisch, Medienkritisch.
Weiteres Hindernis: Das Selbstbild manches Autofahrers.
„I fahr doch ka Audo, des was gscheider is wie i“ (Hartmut von Erwin Pelzigs „Die Drei“)
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Na ja, Auto-Manager reden viel, wenn der Tag lang ist … (Siehe auch die jüngsten -hm – intelligenten Äußerungen des Porsche-Chefs.) Es ist völlig klar, dass automatisierte Fahrzeuge auch mit so unberechenbaren Verkehrsteilnehmenden wie Radfahrerinnen oder Fußgängern klar kommen müssen, und natürlich auch mit Kindern,die plötzlich auf die Fahrbahn rennen. Bevor sie das nicht schaffen (und zwar im Schnitt besser als menschliche Fahrer/inn/en), kommen die nicht auf die Straße – jedenfalls nicht in der Stadt. Aber dass sie es irgendwann können werden, ist absehbar. Schon jetzt gibt es ja Assistenzsysteme, die auf Fußgänger reagieren. Die sind noch nicht perfekt, aber werden immer besser. Man muss kein EDV-Freak und keine Prophet sein um festzustellen: Das kriegen die hin. Und zwar schon in ein paar Jahren.
Gut, man weiß nie im Voraus, was passieren wird. Ich glaube aber nicht, dass der Technik „automatisiertes Fahren“ die Tendenz innewohnt, Fußgänger und Radfahrer stärker aus dem Verkehrsraum zu verbannen. Ich könnte mir sogar das Gegenteil vorstellen. In Verbindung mit einer allgemeinen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in der Stadt (mit der auch die Einführung automatisierter Fahrzeuge leichter würde) würden die Straßen für die ungeschützten Verkehrsteilnehmer eher sicherer. Und weil mit geringerer Geschwindigkeit und automatisierten Fahrzeugen die Sicherheitsabstände viel geringer ein könnten, würde der Verkehr zugleich flüssiger. (Schon jetzt würde eine weitere allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung aus dem gleichen Grund eher zu kürzeren Fahrzeiten führen.)
Also alles prima? Na ja, man wird sehen. Es wird sich weiter lohnen, für die Straße als Raum zum Leben einzutreten. Aber eine Technik, vor der man sich fürchten oder die man bekämpfen muss, ist das automatisierte Fahren auch nicht..
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Ich glaube, der Herr CEO hat hier quasi als Ingenieur gesprochen: Im technischen Sinne sind sie natürlich ein „Problem“. aber als CEO sollte er das eventuell anders formulieren können :)
Das wird nicht reichen. Da darf nicht der allerkleinste Fehler passieren. Merke: Menschen dürfen andere Menschen durch Fehler verletzen – Technik nicht. Ist wohl auch gut so.
Bin immerhin EDV-Freak und teile den Optimismus nicht ganz. Wie schon in einem der Artikel steht: Computer sind noch recht schlecht mit diffusen Situationen. Da wird ein hohes Maß an Sicherheitsreserve nötig sein, sprich: Beim geringsten Zweifel Stopp. Scheint auch der Ansatz zu sein, der praktiziert wird, wie die Episode mit dem Fixie-Fahrer zeigt. Wahrscheinlich probieren sie gerade herum, wie weit man die Stellschraube lockern kann.
Jetzt reagiert so ein Robbie schneller als ein Mensch und er kann auch quasi optimal verzögern. Das dürfte im Mischbetrieb Autonome Fahrzeuge/Menschengelenkte Fahrzeuge interessant werden. Ebenso mit Radfahrern, die können prinzipbedingt nicht so schnell bremsen. Wird interessante Situationen geben, zum Beispiel: Radfahrer nah hinter autonomen Fahrzeug in 30er Zone, autonomes Fahrzeug sieht Fußgänger, der einen Fuß auf die Fahrbahn setzt. Sicherheitshalber müsste das Fzg stoppen, gleichzeitig vermeiden, dass der Radler hinten auffährt.. Entscheidung nach Asimov? Könnte auch sein, dass der Fußgänger reagiert und *nicht* weiterläuft – etc etc.
Die vom MDB Jarzonbek visionierten störungsfrei dahingleitenden Autokolonnen funktionieren *nur* dann, wenn sich *keinerlei* nicht-Autonome Verkehrsteilnehmer im Einflußbereich befinden. Sonst könnte eine Bande Lausbuben den ganzen Verkehr zum Erliegen bringen können. Was heißt das denn für Radler, Rollstuhlfahrer, Fußgänger? Eingezäunte Wege? Mit 100% Video-Überwachung? Jaywalking-Verbot? Radfahren *ausschließlich* da, wo Infrastruktur vorhanden ist?
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