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München, Radverkehr, Sonntagsradler, sueddeutsche, sz, sz-online.de
Die „sueddeutsche“ hat mal wieder einen Kommentar über unsereins, diesmal zum Thema „Sonntagsradler nerven„. (sz online, 21.6.2016)
Tenor: Das Meckern über Sonntagsradler ist unangebracht, was es braucht ist mehr Rücksicht.
Leider macht der Autor ein paar Fehler:
„Jene Radfahrer, die ein eher gemütliches Tempo anschlagen. Die nicht immer am rechten Rand des Radweges fahren, damit die Schnelleren überholen können. Die sich, und das scheint das größte Ärgernis zu sein, an die Verkehrsregeln halten.“
Wenn er in der Mitte des Radwegs herumdöst, ist *er* es, der sich nicht an die Regel hält.
oder:
„(Man) Verteufelt die anderen Radler, weil man selbst nicht vorwärts kommt. Oder die Verkehrspolitiker und -planer, die angeblich die Infrastruktur vermurkst haben. Der Haken: Beides geht am eigentlichen Problem vorbei.“
Da liegt er auch falsch. Wenn die Infrastruktur nicht ausreichend ist für ein Verkehrsmittel, das 20% der Verkehrsleistung trägt, und gefährliche Situationen zwischen den unterschiedlichen Radler-Typen, die es nun mal gibt, verursacht, dann *haben* die Politiker und Verkehrsplaner die Infrastruktur vermurkst. Das ist nicht die einzige Ursache, aber nur sagen „das ist falsch, wir müssen einfach mehr Rücksicht üben“ zielt noch viel weiter vorbei.
Die Fehlerdiskussion führt aber am Kern vorbei, das ist ein Kommentar und kein wissenschaftlicher Bericht. Ich finde ihn interessant, denn er zeigt, wie viele (Sonntagsradler) denken. Das zeigt aber vor allem, dass noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist.
Das Rad *ist* ein Verkehrsmittel, und an Verkehrsteilnehmer werden verschiedene Aufgaben gestellt, damit die Sache flutscht. An Autofahrer viele, an Fußgänger wenige, an Radfahrer einige niedergeschriebene und exterm viele implizite.
Das Rad wird aber stark inhomogen genutzt. Der eine hats eilig, der andere will spazierenfahren, der dritte will -wie beim Zu-Fuß-Gehen- nicht dauernd aufpassen müssen wie ein Schießhund… einige der Ansprüche sind legitim, andere weniger, alle zusammen wird man nicht unter einen Hut kriegen. Eine Diskussion ist erforderlich, wie welche Ansprüche zu gewichten und zu berücksichtigen sind.
Diese Diskussion wird im Moment von den Advokaten der „we aren’t Traffic“ Bewegung mit Totschlagargumenten völlig niedergewalzt. Der „ungeübte Radler“ und das „4-Jährige Kind“ sind die einzigen Maßstäbe. (Sie *sind* Maßstäbe, aber nicht die einzigen)
Aus jedem ungeübten Radler (der öfter als 3x aufsteigt, bevor der Bock Spinnweben ansetzt) wird in 3 Monaten ein Geübter mit völlig anderen Ansprüchen. Und den 12-Jährigen Schüler, der es *nicht* die meiste Zeit sau-eilig hat, muss ich erst noch treffen.