Londons Bürgermeister Boris Johnson hat einen Plan öffentlich gemacht, der die Förderung des Radverkehrs in London zum Ziel hat. Das Papier heißt „MAYOR’S VISION FOR CYCLING IN LONDON“ (Link) und stellt Investitionen von 913 Millionen £ (1.048 Milliarden €) in den nächsten 10 Jahren in Aussicht. Für eine Stadt!
In dem Papier finden sich einige bemerkenswerte Aussagen. Zwar umfasst auch dieser Plan den Bau vieler separierter Radwege, mit denen wir in Deutschland sehr zwiespältige Erfahrungen haben, aber es ist auch von einem Netz von sogenannten „Quietways“ die Rede, das sind Radrouten durch verkehrsarme Strassen. Eine Einschränkung des Radverkehrs auf solche Wege wird ausdrücklich abgelehnt: „But nothing I do will affect cyclists’ freedom to use any road they choose“.
Das Programm umfasst außerdem den Punkt „Safer Streets“, der unter anderem Tempolimits (20 mph Zonen), der Entschärfung gefährlicher Kreuzungen, strengere Vorschriften für LKWs und auch detaillierte Unfallanalyse umfasst. Weitere Punkte betreffen ein Netz aus Leihrädern und die Vernetzung des Radverkehrs mit dem ÖPNV.
Alles in allem kann man sagen, ein Meilenstein für den Radverkehr, von dem sich bei uns, im Land der „Radhauptstädte“ und nationalen Radverkehrspläne, nicht nur eine, sondern gleich einige Scheiben abgeschnitten werden sollten.
Cycling will be treated not as niche, marginal, or an afterthought, but as what it is: an integral part of the transport network, with the capital spending, road space and traffic planners’ attention befitting that role.
I want cycling to be normal, a part of everyday life. I want it to be something you feel comfortable doing in your ordinary clothes, something you hardly think about.
(„Radfahren wird nicht als Nische, Randerscheinung oder im Nachgedanken behandelt, sondern als das, was es ist: Ein integraler Bestandteil des Verkehrs, mit dem Budget, dem Platz auf der Strasse und der Aufmerksamkeit der Verkehrsplaner, die dieser Rolle zustehen. Ich möchte, dass das Radfahren ein normaler Bestandteil des Alltags wird. Es soll etwas sein, das man ohne groß Nachzudenken in seiner Alltagskleidung tut.“)
Dazu noch ein kleiner Vergleich des Londoner Plans mit der deutschen verkehrspolitischen Realität:
London:
- Gesamtbudget für Routen, Kreuzungen und fahrradspezifische Verbesserungen in Vorstädten wird ca. um das 5-fache angehoben, von unter 120 Mio £ auf 550-600 Mio £
- Radverkehrsbudget verdreifacht auf 913 Mio £
Deutschland:
- Bundes-Mittel für den Radverkehr zusammengestrichen von 100 Mio 2010 auf 50 Mio 2013
Boris Johnson:
at the very heart of this strategy is my belief that helping cycling will not just help cyclists. It will create better places for everyone. It means less traffic, more trees, more places to sit and eat a sandwich. It means new life, new vitality and lower crime on underused streets. It means more seats on the Tube, less competition for a parking place and fewer cars in front of yours at the lights.
(„Der Kern dieser Strategie ist meine Überzeugung, dass man nicht nur Radfahren hilft, wenn man dem Radfahren hilft. Es wird eine bessere Umgebung für alle schaffen. Es bedeutet weniger Verkehr, mehr Bäume, mehr Orte, wo man sich setzen und ein Sandwich essen kann. Es bedeutet Belebung, Vitalität und weniger Verbrechen auf weniger genutzen Strassen. Es bedeutet mehr Platz in der U-Bahn, weniger Kampf um Parkplätze und weniger Autos vor Dir an der roten Ampel“)
Peter Ramsauer:
„den Radfahrern muß ihr Überlegenheitsgefühl ausgetrieben werden“
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