Schlagwörter
Niederlande, Radweg, science and technologay, Solar, Solaroad
Vor einigen Monaten machte er Schlagzeilen, der erste Solar-Radweg („Solaroad„), den sich Amsterdam geleistet hat. Alle fanden die Idee absolut genial: Radweg-Oberfläche aus Solarzellen, win-win! Grüner geht kaum!
Da die Niederlande 140.000km Radwege besitzen, wurde mal eben die Rettung aus allen Energieproblemen ausgerufen.
Also eine tolle Idee – endlich unabhängig von den Ölscheichs! oder?
Jetzt sind einige Zahlen veröffentlicht worden:
Länge der Versuchsstrecke ist 70 Meter. Gekostet hat sie 3,7 Millionen $ (Quelle). Die Ausstattung von 140.000km Radwegen kostet also, hmm, Mist, jetzt ist mein Taschenrechner geplatzt. Aber ich fürchte, man würde einen äußerst zahlungskräftigen Investor brauchen. Einen Ölscheich oder so.
Und der Output?
„science and technology“ jubelt:
Dutch solar road makes enough energy to power household
– hmmm? Wieviel genau?
In the first six months since it was installed, the panels beneath the road have generated over 3,000kwh. This is enough to provide a single-person household with electricity for a year.
Die Panele müssen natürlich eine extrem starke Glasdecke haben, um ihrer Bestimmung als Straßenoberfläche gerecht zu werden. Der Einbauwinkel ist logischerweise nicht variabel und kostet ca. 30% Wirkungsgrad gegenüber Elementen, wie sie auf Hausdächern eingesetzt werden. Dazu kommen die höheren Installationskosten. Die Lebensdauer „normaler“ Panele ist auf 25-30 Jahre kalkuliert, ob die Radweg-Module dieselbe Dauer erreichen, ist unklar.
Selbst, wenn man nach Verlassen des Prototypenstadiums die Kosten um 90% reduzieren könnte, durch Serienfertigung etc, ist der Invest, um 2 (kleine) Haushalte mit Strom zu versorgen, bei ~300.000€.
Ja gut, aber man bekommt einen Radweg dazu, wird jetzt mancher sagen. Das kostet auch was. Stimmt. 1m Radweg kostet lt. ADFC ungefähr 120-130€.
Nennt mich einen Miesepeter, aber das sieht mir jetzt nicht übermäßig wirtschaftlich aus. Übersehe ich was Wesentliches, oder ist das ein Fall von „Kaisers neue Kleider“?
Marco sagte:
Auch ich habe frage was der wirtschaftlichkeit angeht, aber der 3.5 Million sind nicht nur für dieses Trajekt benutzt.
http://www.solaroad.nl/faq/
„Het proeftracé in Krommenie is slechts een klein onderdeel hiervan.“: Der probetraject in Krommenie is nur ein kleines unterteil von diese
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M_Net sagte:
Ich erkenne da noch nichtmal ein Prestigeprojekt. Das Ding ist einfach nur sinnlos. Ich habe bisher keinen Grund gefunden der für diese Kombination aus Radweg und Solaranlage spricht.
Das einzige Argument ist die so erreichte doppelte Nutzung der zugebauten Fläche. Klar, Flächenversiegelung bzw. -verbrauch ist ein Problem, u.a. wegen der verminderten Versickerung. Da sind auch Radwege und Solaranlagen nicht ausgenommen (wobei Letztere auch als selbstständige Anlage den Boden i.d.R. nur teilweise versiegeln). Und natürlich ist es immer gut, verschiedene Nutzungen zu kombinieren um den Flächenverbrauch zu reduzieren. Nur: Weder Radwege noch Solaranlagen haben einen relevanten Anteil am Flächenverbrauch. Die meisten Solaranlagen werden eh auf Dächern angebracht, und alleine die Fläche für KFZ-Parkplätze ist vielfach so groß wie die für alle Radverkehrsinfrastruktur zusammen zugebaute Fläche. Zumal die Kosten in keinem Verhältnis zur eingesparten Fläche stehen.
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Tobias sagte:
Auch wenn ich ein großer Freund von PV-Anlagen bin, ich halte das Projekt weder für nachhaltig noch für wirtschaftlich.
Ich kenne als Ex-Berliner Rikschafahrer das „Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung“. http://de.wikipedia.org/wiki/Denkmal_zur_Erinnerung_an_die_B%C3%BCcherverbrennung
Dort muss jedes Jahr die Glasplatte ausgetauscht werden, weil man fast nicht mehr durchsieht.
Wenn schon Photovoltaik auf Radwegen, dann doch am besten über dem Weg.
Dann verschattet nicht der Radler die Module, sondern die Module spenden dem Radler Schatten – und bei Regen hält es den Radler auch noch trocken.
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burger sagte:
Hallo martl,
genau so sehe ich das auch. Nettes Prestigeprojekt. Aber mehr als nett eben auch nicht. Ergäbe eine nette Bachelorthesis, aber zum Master wirds nicht reichen. Schön, dass jemand meine Gedanken in Worte gefasst hat.
Nebenbei: Prima Blog, gehört zu meiner regelmäßigen Lektüre. Lob!
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