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City-Slalom, FIS, Olympiagelände, Olympiapark, Parallelslalom
Vorbereitungen für 5.“City-Slalom“ – Stadtverwaltung entscheidet über Verlängerung
Ein alljährliches Ärgernis für Spaziergänger, Schlittschuhläufer und andere Freunde des Olympiaparks kommt wieder: Bald starten die Arbeiten für den unregelmäßig stattfindenden „Ski-Event“ im Olympiapark. Wie jedes Jahr ist mit der Durchfahrt von hunderten LKWs, wochenlang dröhnenden Schneekanonen und natürlich dem Höhepunkt, der mehrmonbatlichen Entwässerung des Sees mit der damit erzeugten Braunkohle-Abraumhalde-Optik zu rechnen. 3 Monate Aufbau, Dreck, Lärm und Häßlichkeit für 1h Fun-Event, TV-Präsenz und ausgiebige Sponsorenpräsentationen. Audi hat die Quattros schon geölt für 200-300 Bergfahrten, die Absperrgitter und Sichtschutzwände stehen bereit. Ob die Architekten das im Sinn hatten mit ihrem ursprünglichen Konzept vom autofreien Park, vom „demokratischen Grün“?
in vier Jahren 2x abgesagt, einmal nur mit „Kraftakt“ ermöglicht
Dabei ist die Bilanz alles andere als eine Erfolgsstory: bei bisher genommenen vier Anläufen konnte das Rennen nur zwei Mal stattfinden , 2011 und 2013. Wobei 2013 von den Veranstaltern als „Kraftakt“ (merkur 28.12.2012) bezeichnet wurde, wovon man 2014 im Schock der gescheiterten Münchner Olympiabewerbung „absah“ und frühzeitig absagte. Den Dreck, den Lärm und das unansehnliche Olympiagelände über Monate hatten die Münchner trotzdem.

Nein, nicht Garzweiler 2: „OB Ude’s Badewanne“ in ausgelassenem Zustand
Kam damals noch Hoffnung auf, dass Olympiaparkverwaltung und Stadtobere die Message verstanden hätten, werden die Karten dieses Jahr offensichtlich neu gemischt: „Am 1. Januar [..] soll alles noch spektakulärer – und das Risiko einer Absage eben minimiert werden.“ (merkur 6.11.2014)
Die Veranstalter planen zusätzlich zum Aufwand der Vorjahre die Errichtung einer Bühne im Seebecken und sichern sich bereits im Vorfeld ausgiebige Schneereservoir-Flächen in Reit im Winkl.
Anfang Dezember steht die Entscheidung an, ob der bisherige Vertrag, der 5 Austragungen vorsah, verlängert wird. Der Skiverband FIS wünscht eine Verlängerung, denn er kämpft mit schwindenden Zuschauerzahlen und erhofft sich von den „City-Events“ eine Verjüngungskur. Außer in München gab es so etwas bisher nur in Moskau, dieser Slalom wurde aber wieder aus dem Programm genommen.
ich hoffe nicht, dass das die Zukunft des Skisports ist (Bode Miller)
Viele der Sportler sehen diese City-Slaloms ebenso kritisch: Bode Miller äußerte sich, er „hoffe nicht, dass das die Zukunft des Skisports sei: „Das hier ist kein Weltcup, es ist zu weit von dem entfernt, was Skirennsport wirklich ist.““ (sz, Januar 2013)
Der Erfolg des Slaloms als Werbeträger für den Olympiapark als Plattform für erfolgreiche Veranstaltungen dürfte überschaubar sein, ebenso wie der kümmerliche finanzielle Ertrag – jeweils weniger als eine Million € für 3 Monate unbrauchbar machen einer wertvollen -und weltweit einzigartigen- urbanen Parklandschaft.
Man kann nur hoffen, dass die Stadtregierung und der Aufsichtsrat des Olympiaparks Anfang Dezember den Stecker ziehen. Der Olympiapark verdient es, Kulisse zu sein für Spitzen- und Breitensport, für rauschende Feste – aber solche Events wie diesen brauchen der Olympiapark und die Münchner nicht.
Die Gründe für das „nein“ zu Olympia waren vielfältig.
Der Tenor war, dass dies eine Absage war an olympische Spiele, wie sie im Augenblick durchgeführt werden (im Gegensatz zu vor 40 Jahren), mit Knebelverträgen und Gigantomanie, unter der Fuchtel einer intransparenten .und als zwielicht empfundenen Organisation IOC und nach der Pfeife von Großsponsoren tanzend.
Dass die Gefahr besteht, hinterher auf enormen Kosten sitzen zu bleiben, ist ebenfalls recht konkret.
Ziemlich vieles davon trifft auch auf den sportlich wertlosen Slalom zu.
Dazu kam noch, dass man den Versprechungen der Lokalpolitik, die Ideen des IOC im Zaum zu halten, was Umbauten, Beeinträchtigungen oder Umweltschutz angeht, wohl nur begrenzt Vertrauen entgegen brachte. Mit einigem Recht, wenn man sich ansieht, was im Olympiapark alljährlich abgeht. Siehe meine anderen Artikel zu dem Thema – es brauchte einen massiven Anwohnerprotest, bis sich der „Aufsichtsrat“ des Stadtrates beim Olympiapark um mehr kümmerte als um positive Bilanzen.
Wie man am Beispiel Oslo oder Engadin sieht, ist das nicht allein in Münchner dumpf-Gemütlichkeit begründet. Nicht einmal Regionen, die vom Wintersport-Tourismus leben und die Werbung gut brauchen könnten, wollen noch mitspielen.
Was die Kosten des Olympiaparks angeht: Die sind zweifelsohne da.
Es ist allerdings fast schon unredlich, wie seitens der Stadt in der Vergangenheit schön regelmäßig Kosten für 20, 30 und noch mehr Jahre hochgerechnet wurden, damit die Zahl nur möglichst groß und erschröcklich wirkt.
Wo wird denn sonst noch so weit in die Zukunft kalkuliert? Wollen wir das Gehalt für den Olympiapark GmbH-Geschäftsführer auch mal auf 30 Jahre hochrechnen? Das wird dann auch ein stattliches Sümmchen. Vielleicht sollten wir da ansetzen mit dem Geld sparen.
Das ganze Bohei um die ach so hohen Kosten geschah nicht, weil die Kosten tatsächlich so horrend sind. Was ist denn der Ertrag? 700.000€ wird pro Slalom verdient, bei 3 Monaten Auf- und Abbau. Ist das der Unterschied zwischen Sein und Nichtsein?
Die X-Games, noch so ein Griff ins Abort, ließ man sich sogar was kosten – 3Mio, nebenbei bemerkt. Der Ertrag für anderen Unfug wie DTM-Rennen oder irgendwelche TV-Total Ice Races war vermutlich ähnlich bescheiden.
Fakt ist, Man wollte den Slalom aus politischen Gründen wegen der Olympiabewerbung, nicht deswegen, weil München sich den Park sonst nicht leisten kann. München ist finanziell höchst gesund, und Parks, Denkmäler, Sehenswürdigkeiten gehören weithin nicht zu den Dingen, die unmittelbar Geld einbringen. Das tun sie mittelbar, indem sie die Attraktivität der Stadt erhöhen.
Eine Dauer-Baustelle Olympiapark ist das Gegenteil von attraktiv.
Dafür wurde höchst kurzsichtig dem Park ein Image verpasst, als sei er ein Klotz am Bein, nicht etwas, was München attraktiv macht. Er hat ja immer noch 1 Mio Besucher im Jahr, und nicht deswegen, weil ein schlammiges Seebett und Raupenbagger so chic sind.
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Wie schon der neue Olypark-Chef neulich sagte – der Olympiapark ist kein Englischer Garten – findet Euch endlich damit ab. Der Olypark ist eine Event-Area und das ist gut so und soll so bleiben. Und komm mir nicht mit den armen Alt-68ern aus dem Olydorf die heute ideologisch mehr mit Gauweiler als mit Gisi auf einer Wellenlänge sind.
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Der Olympiapark ist eine weltweit einzigartige architektonische Leistung. Und zwar nicht nur „die Silhouette des Zeltdaches“, die mancher Stadtrat als das einzige zu betrachten scheint, was er schützen muss. Als für den Sport und die Menschen geplante Anlage ist er wunderbar für Events geeignet.
Hinter dem Park steht aber auch eine große Idee, die mit Ästhetik und Offenheit zu tun hat. Der Ski-„Event“ und die mit ihm verbundenen monatelangen Umbauten konterkariert diese Ideen mit geradezu sagenhafter Unsensibilität.
Dass der Olympiapark GmbH Chef das anders sieht, will ich ihm gerne glauben, das scheint ja offensichtlich sein einziger Auftrag zu sein (eine solche Parkanalge als „Profit Center“ aufzustellen, ist an und für sich schon eine Perversion).
Allerdings ist er nicht derjenige, der das zu entscheiden hat. Die Absage an bis auf’s gehtnichtmehr kommerzialisierten Spitzensport bei der Olympia-Abstimmung ist hoffentlich nicht schon wieder vergessen.
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Der Olympia Vergleich ist ja nur noch lächerlich. Gegen Olympia haben die Menschen gestimmt, weil sie Angst haben dabei drauf zu zahlen – bei einem Olympiapark ohne Veranstaltungen wird es aber richtig teuer. Und nur mal zur Erinnerung…ohne Olympische Spiele gäbe es den Park überhaupt nicht und München wäre in der Welt wohl um einiges unbekannter und vielleicht nicht da wo es heute ist. Viele der Bedenkenträger und Nörgler würden dann wahrscheinlich gar nicht in München wohnen.
Aber jeder darf natürlich seine Meinung haben und Du gibst hier Deine zum Besten. Ich Antworte lediglich darauf, dass nicht der Eindruck entsteht, dass dies die einzige Meinung ist :)
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