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Auch 2014 steht der Parallel-Slalom auf dem Olympiaberg am Neujahrstag wegen Schneemangels vor dem Aus – eine endgültige Entscheidung wird Sonntag fallen, aber die Wetterlage und der Regen von heute lassen nichts Gutes ahnen.

Damit stünde der Zähler bei vier Versuchen auf 2:2 oder auch 1,5 : 2,5: Nach der erfolgteichen „Uraufführung“ 2011, damals noch mit dem Schwung der Olympiabewerbung für 2018, folgte 2012 eine Absage. 2013 wurde der Hang erst in letzter Sekunde mit massiven Schneelieferungen renntauglich gemacht, die Zuschauerresonanz war deutlich geringer.

Der Vertrag des Olympiaparks mit der FIS steht vor den Verhandlungen über eine Verlängerung. Es wäre Zeit für die Stadtverantwortlichen, darüber nachzudenken, ob ein derartiger Wintersportevent im Park sinnvoll, und auch, ob er zeitgemäß ist.

Kritiker, zu denen auch dieses Blog gehört, bemängeln vor allem die für diese Veranstaltung nötigen (?), zumindest vom Veranstalter verlangten und von der Olympiapark GmbH genehmigten, aufwändigen Umbauarbeiten. Regelmäßige Besucher des Parks zeigten sich regelrecht entsetzt über die langwierigen massiven Eingriffe in das Gesamtbild des Parks, der sich zwischen Anfang November und Ende Januar eher als Großbaustelle mit dem Charme einer Braunkohlegrube präsentierte. Dazu kamen LKW-Kolonnen und freigiebig im ganzen, sonst autofreien Park verteilte Fahrzeuge der offensichtlich zahllosen Sponsoren, Aufbauer und Adabeis. Der bei vielen Münchnern beliebte Brauch, das Neue Jahr vom Gipfel des Olympiabergs aus zu begrüßen, büßte durch Absperrgitter und dröhnende Schneekanonen einiges an Charme ein, Sichtschutzzäune versperrten bereits Wochen vor der eigentlichen Veranstaltung von den ursprünglichen Architekten sorgsam geplante Blickachsen. Statt Schwänen auf dem See durfte man Raupenschlepper auf matschigem Seegrund bewundern.

Sicherlich ist der Olympiapark eine „dem Sport gewidmete Anlage“, wie es unser OB wahrscheinlich ausdrücken würde. Er ist aber auch eine einzigartige städtebau-architektonische Meisterleistung, die weltweit als Wahrzeichen Münchens und der Bundesrepublik bekannt ist.

Er strahlt umso mehr, je mehr er und die darin befindlichen Sportanlagen genutzt und mit Leben gefüllt sind, niemand will ein „Museum“ Olympiapark.

Was aber die Münchner nicht wollen, ist: „Event“ um jeden Preis. Monatelange Umbauarbeiten für 2h Fernsehspektakel und Sponsorenpräsentation. Das hat die Abstimmung zur Olympiabewerbung überdeutlich gezeigt.

Die Olympiapark GmbH, die ja vom Stadtrat geschaffen wurde und von ihm kontrolliert werden sollte, hat dieses Jahr bereits reagiert, der Aufbau des Slaloms begann später und weitaus behutsamer als in den Vorjahren. Das unglaublich laute DTM-Showevent fand bereits 2013 nicht mehr statt. Auch der „Ersatzevent“ für das vor kurzem beendete „X-Games“ Abenteuer, das die Stadt gemeinsam mit Red Bull plant, zeigt zumindest einen gewissen Lernerfolg: Die Stadt hat mehr Mitspracherecht bei der Veranstaltung selbst, das Wasser bleibt im See und der Olympiaberg von Sandburgen verschont. (Ob das geplante Moto-Cross-Rennen *auf* dem See den Beifall der in letzter Zeit etwas lärmempfindlichen Olympiadorf-Bewohner findet, steht allerdings zu bezweifeln).

Stadtrat, Bürgermeister und GmbH müssen sich fragen lassen, ob ihre Taktik, ununterbrochen auf die Unterhaltskosten hinzuweisen, und deshalb jedweden Event blind durchzuwinken, der nur Zuschauer, mediale Aufmerksamkeit und/oder Einnahmen versprach, nicht nach hinten losgegangen ist.

Es wäre ein guter Zeitpunkt, ein langfristig tragfähiges Nutzungskonzept für den Olympiapark zu entwickeln, das beidem Rechnung trägt: Der Olympiapark soll leben, er soll München schmücken, er soll finanzierbar bleiben, er soll aber auch seine Eigenschaften als Park nicht verlieren und nicht zur Eventplattform für wildgewordene Marketing-Manager verkommen. Dafür ist er zu schön. 

Es ist illusorisch, zu glauben, die goldenen Zeiten, als das Stadion zwei Bundesligisten beherbergte, und der Park ohne Zuschuß aus dem Stadtsäckel florierte, seien wiederholbar. Der Park wird kein Profit-Center mehr werden. Aber: Kann sich eine finanziell gesunde Stadt wie München sich einen schönen, weltweit einzigartigen Park nicht leisten? Das muß ja nicht heißen, dass dort gar nichts mehr stattfinden soll. Nur: Es sollte halt in den Park passen.

Regen frißt Schnee, sz, 20.12.2013

FIS-Renndirektor: Situation ist prekär, merkur, 20.12.2013
mucradblog: Ski-Rambos entstellen Olympiapark
mucradblog: 5 Forderungen für den Olympiapark

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