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architektengruppe olympiapark, Audi, Cityslalom, DSV, Garzweiler, München, Olympiaberg, Olympiagelände, Olympiapark, Olympiapark GmbH, Olympiasee, Parallelslalom, Parallelslalom München, Red Bull
Der Münchner Olympiapark. Ein auf der ganzen Welt einzigartiges architektonisches Meisterwerk. Ein Symbol für heitere Spiele, für eine moderne, junge Weltstadt München, für ein weltoffenes Deutschland, sollte er sein, und ist er geworden, dank der Tatkraft Hans-Jochen Vogels und dem Genie von Günter Behnisch, Frei Otto und Otl Aicher.
Allerdings scheint die Stadtspitze dieses Juwel vor allem als finanzielle Belastung zu verstehen. Und daher hat die Olympiapark GmbH offensichtlich die Anweisung, jede Zumutung zuzulassen, sofern sie nur ein paar Euro einbringt. Ein Park, ein Weltdenkmal, geführt als Profit Center.
Die Auswüchse dürfen wir turnusmäßig bewundern. Im Sommer wird der Park mal kurzerhand voll-gesperrt, damit Daimler, BMW und Konsorten sich beim Pseudo-Motorsport-Event präsentieren (und die Bewohner des olympischen Dorfes eine Woche lang mit infernalischem Lärm quälen) können.
Und allwinterlich mein besonderer Liebling: Ab Mitte November wird der Olympiasee abgelassen, die Tieflader und Schneekanonen rücken an, denn Red Bull und Audi, der Partner des DSV, haben sich in den Kopf gesetzt, den Skisport nach München zu bringen, koste es was es wolle. Dafür darf man sich dann schlappe 8 Wochen lang (also ein Sechstel des ganzen Jahres) eine unansehnliche Großbaustelle ansehen statt eines winterlichen Sees mit Schwänen, oder Schlittschuhläufern und spielenden Kindern.

Nein, das ist nicht Garzweiler II, das sind die Vorbereitungen für den „City Event“ Parallelslalom am 1.1.2013
Die Gehirnwäsche mit „der Park ist so teuer, der muss sich selber finanzieren“ hat schon gut geklappt. Natürlich ist es sinnvoll, Rücklagen für die aufwändige Instandhaltung der Anlagen zu bilden. Das hat der Park zwischen 72 und 05 auch gut geschafft, mit reichlich Überschuss.
Es erwies sich, dass Verseilung und Dach dauerhafter waren als gedacht – zunächst glaubte man, die Seile nach 10-15 Jahren ersetzen zu müssen, es halten aber immer noch die original Verbauten.
Andere städtische Parks kosten auch Geld. Die New Yorker leisten sich die 38,5 Mio $ pro Jahr -mehr, als der Oly kostet- auch für ihren Central Park, das klappt über gemeinnützige Stiftungen, ohne, dass da Red Bull creative suicide Events oder Nascar-Rennen stattfinden.
Der Olympiapark kostet weniger… und ist mehr als nur ein Park, er war mal ein Symbol. Allerdings sind die Werte, für die er stand, ein weltoffenes Deutschland ohne Großmachtgetue und Nazipomp, wohl nicht mehr populär.
Dafür wird er als Profit-Center geführt, er muss möglichst viel Geld verdienen, was die Kosten nach oben treibt, man muss ja attraktiv sein.
Im Prospekt der GmbH wird ganz schamlos der Coubertin-Platz als Eventarreal vermarktet. Da ist die Grenze zum Gedanken eines Stadtparks für die Münchner und Gäste komplett abhanden gekommen.
Ein dämliches Skirennen belastet den Park für 2 von 12 Monaten enorm, wie man auf dem Bild sieht, und damit verdient man ein Milliönchen. Der Stadthaushalt beläuft sich über 5,7 Milliarden, nur so als Vergleich. München geht nicht pleite, wenn der Zirkus verschwindet.
Der Stuss, der unter Ude im Olympiapark stattfindet, ist mittlerweile zahlreich. Für den Stadionneubau wurde zum Beispiel der Standort des alten unnutzbaren Radstadions diskutiert – ging leider nicht, denn just 2 Jahre zuvor war das Ding für 99 Jahre an einen Betreiber verpachtet worden. Dieser ging kurz darauf mit seinem „Olympic Spirit“ vorhersehbar pleite.
So hätte man die Sportstätte in der Stadt halten können und die vorhandene Infrastruktur weiterhin nutzen. Jetzt hat man einen U-Bahnhof und ein Parkhaus -Europas Größtes- im Nichts, die der Stadt auf dem Säckel liegen, und ein ungenutztes Olympia-Arreal dazu.
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Heute wurde im Radio angesagt, dass der Schnee extra aus dem Chiemgau angekarrt wurde, weil’s in München ja schon seit Wochen viel zu warm ist. Die Schneekanonen sind demnach tagelang umsonst gelaufen. Nicht zu fassen.
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Olympiasee abgelassen, Skikanonen laufen ‚auch‘ in der Nacht…
und dies alles wegen „1!“ Tag Event.
Grauselig schaut alles aus, PKW, LKW belagern den See.
Wie ein Schlachtfeld schauts aus !!!
LKW bringen den Schnee, damit doch noch alles geht.
Ich frage mich, wem gefällt dies ?
Wahnsinn, wie ver-rrückt sind die Menschen mittlerweile?
Keiner denkt an die Tiere, die das ganze Jahr über dort leben
und nun nicht mehr wissen wohin…
Gänse laufen Richtung BMW Welt…. wo sind die Fische die sonst
im See sind. Schwäne sind keine mehr da….
GRAUSELIG, ABARTIG, hoffentlich ist alles bald vorbei und in diesem Fall
hoffe ich auf 30 Grad im Dezember.
Wer zu diesem Skievent geht, kann kein Münchner sein, der seine Stadt
liebt !
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ja, schön ist das nicht. Aber man kann natürlich prima drüber streiten, ob ein Feuerwerk, ein uninspirierter Rummel, eine Open Air Messe der Zeugen Jehovas oder was auch immer gut oder schlecht zum Park passt. Wenn der Park „nur“ als Denkmal gesehen wird, der unbelebt und hohl um seiner eigenen schönen Formsprache willen auf alle Zeit so bleibt, wie er vor über 40Jahren angelegt wurde, dann tut man weder dem Denkmal noch den Besuchern/Münchnern einen Gefallen.
Zu einer Stadt gehört auch, dass es mal immer wieder Veranstaltungen und Konzeptionen gibt, die nicht allen 1,4Mio Einwohnern gefallen.
Der Unterhalt des Parks kostet ja auch nicht gerade ein Pappenstiel.
Immerhin scheint ja beschlossen worden zu sein, dass zumindest das DTM-Spektakel in 2013 nicht mehr willkommen ist.
Kette rechts grüßt.
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Ich denke nicht, dass irgendjemand den Park als „Denkmal“ will. Es ist aber primär ein Park und kein Eventgelände.
Ich weiß nicht, wer beschlossen hat, dass ausgerechnet der Olympiapark der weltweit einzige Stadtpark sein muß, der sich trägt, so etwas muß weder der Central Park, noch der Hyde Park, noch der englische Garten tun.
Der Letztere könnte einen Haufen Geld verdienen und das Stadtsäckel entlasten, wenn man ihn an langen Samstagen als Parkplatz nutzen würde… Jehova? Genau.
Warum muß man dann dem Olympiapark ähnliches antun?
Übrigens ein paar Zahlen:
Der New Yorker Central Park kostet jährlich 37,5 Mio $ Unterhalt, ohne, dass er Formel 1-Rennen oder dergleichen Unfug ertragen müßte. Diese Summe scheint den New Yorkern „Ihr“ Park wert zu sein.
Der Ski-Event im Olympiapark hat vergangenes Jahr ungefähr 1 Mio € – 500.000€ Werbung, 500.000€ Einnahmen – erwirtschaftet, siehe Geschäftsbericht 2011 http://www.plasticitydesign.com/RES11/
Der Münchner Stadthaushalt umfasst im Vergleich 5,7Milliarden €.
Ob dieser vergleichsweise Kleckerbetrag es wert ist, den Park für -zig Wochen derart zu entstellen?
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naja: im Central Park und Hyde Park stehen ja nicht gerade 3-4 fest eingebaute Spielstätten mit einer Kapazität von 100.000+ herum. Insofern hinkt Dein Vergleich ein wenig.
Mir gefällt die Eventisierung auch überhaupt nicht, aber was genau wäre denn die Alternative zu Events?
Die Anzahl an thematisch verwandten Bespielungsarten des Olyparks ist schnell erschöpft.
Was mir am meisten stinkt ist, dass die Stadt München als Gesellschafter der OlyPark GmbH so auftritt wie ein beliebiger privater Veranstalter. Das ist m.E. keine kommunale Aufgabe zur Grundversorgung.
Aber andererseits: Ja, die Stadt befindet sich im Konkurreznkampf mit vielen anderen Städte in Europa / weltweit. In Barcelona werden z.B. Unsummen in Bewerbungen für die x-games gesteckt, die Stadt München geht da ein bisschen konservativer vor, was ich dann auch wieder gut finde.
Wie gesagt: mir fehlen die Alternativen zum Event, eine Absage für die DTM 2013 finde ich schonmal gut und der Skizirkus gefällt mir auch nicht.
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Trotzdem kommt der Central Park den New Yorkern teurer als den Münchnern das Olympiagelände… Und natürlich, der Vergleich hinkt, aber beide sind Parks, die die Identität der Stadt mitdefinieren. Es ist schlicht die Frage, wie viel des Charakters der Anlage man dem Kommerz opfert. Gegen eine Nutzung der Sportanlagen als solche hatte ja noch nie jemand etwas. MTB 24h-Rennen, Stadtlauf, Radrennen der MRG… alles im Rahmen. Den Park 2 Monate zum Braunkohlegebiet machen – da hört der Spaß irgendwie auf.
Zumal ja auch für viele dieser Events der Park dem nicht Eintritt zahlenden Bürger „weggenommen“ wird. Absperrgitter und zur Not sogar unfreundliche Wachleute sehe ich ein, wenn zum Public Viewing WM 2006 einige hunderttausend Leute da sind, und es darum geht, wenigstens halbwegs das Chaos zu verhindern. Bei irgendeiner Pro7-vermarkteten Extreme-Veranstaltung sehe ich das anders. Der Park gehört den Münchnern, und es ist ein Park mit Sportstätten drin, keine Event-Arena, kein Parkplatz für Sponsoren, und die Ehrentafeln der Olympiasieger sind kein Lagerplatz für Europaletten.
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