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Coleville-Andersen, copenhagenize.com, Helm, Helmets, Propaganda, Radhelm, Radpolitik, safety, why we shouldn't bike with a helmet
Unser Leben wird immer sicherer, gleichzeitig redet man uns das Gegenteil ein. Da ist das Radfahren ein gutes Beispiel dafür.
Mikael Colville-Andersen, ein kanadischer Filmemacher und Radverkehrsspezialist, gab auf der „TEDxCopenhagen“ enen kurzen, hochinteressanten Vortrag über die Zusammenhänge Sicherheit und Helmpromotion, über das Zeitalter der Angst, unsere fast schon „pornographische Besessenheit mit Sicherheitsausrüstung“ und dem Geschäft mit der Angst. Sehenswert!
Andreas sagte:
Hm, ein kurzer Hinweis auf Becks „Risikogesellschaft“ und dann eigentlich nur noch irgendwelche Auswüchse, die – jedenfalls hier in D – niemand ernst nimmt.
„Früher war alles besser“, so könnte man das zusammenfassen. Tatsache ist, dass wir neue Risiken geschaffen haben, aber Beck gehts ja nicht um Helme, jedenfalls nicht direkt.
Ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis resultiert m.E. aus zwei Faktoren: Verlustangst und Überbewertung des Individuums innerhalb der Gesellschaft (ideeller Überbewertung angesichts der faktischen Rolle).
Also versuche ich mich zu schützen; meinetwegen auch mit Helmen. Geburtenrückgang spielt wohl auch eine Rolle. Kinder als „Erfüllungsprojekt“ usw.
Aber eben auch eine überproportional erhöhte Mobilität. Sport. Vor dreißig Jahren hätte man niemandem erzählen können, dass einstmals so viele Menschen sich freiwillig und immer schneller sportlich bewegen könnten. Das war was für Kinder und wenige aufgeklärte Gesundheits“fanatiker“.
Wodurch heute die objektiven Risiken tatsächlich höher sind. Mehr Verkehr, und auch schneller. Und auch die Möglichkeiten, sich zu schützen. Luis Trenker hat beim Bergsteigen auch noch keinen Helm getragen.
Kann man so und so bewerten, kann man sich auch drüber lustig machen.
Bleibt wie immer die Frage: Warum soll ich beim Radfahren keinen Helm tragen, wenn er eher schützt als schadet? So what?
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martl sagte:
Gut, der Mann hatte 15min Zeit, da wird es schwer, im Detail auf den Beck einzugehen :)
Ich nehme an, mit den „Auswüchsen“ sind die Verweise auf Autohelme oder „Safety Warning Stickers“ für Autos gemeint?
Falls ich richtig liege: Schon mal darüber Gedanken gemacht, warum wir solche Vorschläge für absurd halten, aber Radhelmkampagnen für völlig vernünftig? An Fakten kann es nicht liegen, der Sprecher nennt ja die Zahlen: 1,5Mio Tote durch Autounfälle pro Jahr weltweit. Weit mehr als Radfahrer je an Schädelbruch dahingeschieden sind.
Was das Sicherheitsbedürfnis angeht, da kannst Du recht haben mit den zwei Faktoren. Aber bitte nicht außer acht lassen, dass so etwas auch sehr gut von außen schürbar ist. Und geschürt wird. Da rede ich nicht nur vom Radhelm.
Ängste werden von allen Seiten geschürt, das ist ein mächtiges Werkzeug. Und Angst ist nun mal per Definitionem etwas höchst irrationales.
Die Frage ist, ob man dem nachgibt oder sich zumindest die Frage stellt, ob man da nicht manipuliert wird.
Zum Beispiel hätte ich gerne einen Beleg dafür, dass eine mobilere und sportlichere Gesellschaft tatsächlich ein größeres Risiko hat, sich die Schädelkrone anzuschlagen (mit weniger als 20km/h selbstverständlich)
Am Schluß: Falsche Frage. Die Frage ist nicht: „warum soll ich keinen aufsetzen“. Es muß gefragt werden: „Warum soll ich einen aufsetzen“.
Denn sonst würde genauso gelten: Warum soll ich keine gelbe Schutzweste tragen beim Spazieren gehen (Es wurden schon Spaziergänger bei Nacht angefahren -Fakt). Warum soll ich nicht alles, was ich in den Mund stecke, mit Sagrotan duschen (Es habe sich schon Leute böse Infektionskrankheiten geholt – Fakt). Warum soll ich Dir ohne Latexhandschuh die Hand geben (Kontaktinfektion existiert – Fakt). Warum sollte ich mir keine Christophorusplakette ins Auto kleben. usw usw…
Das alles tun wir nicht, weil wir es – nach gegenwärtigem Konsens für nicht über Gebühr gefährlich halten.
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